Sehe es im Großen und Ganzen wie @ayala und @tifferette
Es war ein Spiel, das beide Mannschaften auf gar keinen Fall verlieren wollten. Und so sah das dann auch aus, indem nämlich das große Risiko nicht gesucht wurde. Der Respekt der deutschen Mannschaft vor Polen war zu spüren. Zu Recht.
Positiv:
Die Defensive der Deutschen war so stark wie seit Brasilien nicht mehr. Die Polen wurden recht gut aus dem Spiel genommen. Und man hat sich in der zweiten Halbzeit auch nicht zu sehr aus der Reserve locken lassen. Allerdings (s.u.) litt unter dem "Sicherung zuerst" halt auch das eigene Aufbau- und Umschaltspiel.
Hummels und Boateng sind zwei in jedem Moment hellwache Innenverteidiger (auch wenn Hummels am Anfang noch ein bisschen ins Spiel finden musste).
Es bleibt aber auch zu konstatieren, dass manche Offensivspieler immer noch zu wenig mitarbeiten. Ein Szene ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Müller und Özil rennen auf einen Ball zu, Özil ist näher dran, weswegen Müller abstoppt und ihn anblickt, Özil blickt zurück und stoppt auch, den Ball hat sich daran anschließend der polnische Spieler geschnappt. Insbesondere Özil hat bisweilen interessiert zugesehen, was die anderen so im Zweikampf anstellen.
Immerhin spielte Müller in der zweiten Halbzeit fast wieder wie der Müller, den man so auch zu kennen glaubt.
Negativ:
Vorne nur ein laues Lüftchen. Zur Zeit fehlt noch absolut das Zusammenspiel von Defensive und Offensive - und natürlich die Geschwindigkeit. Mehr als einmal wurde eine Möglichkeit zum schnellen Umschaltspiel dadurch aufgegeben, dass der Ball erst mal wieder zurückgespielt wurde.
Und ich verstehe nicht, wieso Löw gegen die kopfballstarken Polen Gomez nicht von Anfang an bringt. Zum einen taugt Gomez eher nicht als Joker, zum anderen hätte ich gerne gesehen, was er bei der Kopfballchance gemacht hätte, die Götze so nett übers Gehäuse plaziert hat.
Allerdings hat meiner Erinnerung nach (so ab 1974) noch keine Mannschaft das Turnier gewonnen, die bereits in der Vorrunde sensationell gespielt hat. Die EM dauert immerhin weitere drei Wochen, da bleibt hoffentlich auch noch Zeit, die Offensive besser einzuspielen und/oder eine geeignetere Formation ebendort zu finden.
Wenn die Unfähigkeit einen Decknamen braucht, nennt sie sich Pech.
- Charles Maurice de Talleyrand -