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killroy
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Granadaseggl
Tifferette hat geschrieben:@killroy: Herdenimmunität und Abwägung der gesellschaftlichen Folgen der Beschränkungen haben zwar ihre Überschneidungen, spielen aber auf verschiedenen Ebenen. Man kanm die Idee der Herdenimmunität für populistischen Unsinn halten und trotzdem für eine Begrenzung der Einschränkungen sein.

finde ich nicht, die Dinge haben eng miteinander zu tun. Wenn man sich aus welchen Gründen auch immer auf die Position verlegt, dass man momentan nicht im Ansatz über Öffnungen der Kontaktrestriktionen sprechen darf (und die Idee von Frank, Risikogruppen zu quarantänisieren, damit dies eben möglich ist, geht in diese Richtung) - und das als populistischen Bullshit abtut - dann sollte man auch eine Antwort für diejenigen haben, die nicht in einer abgesicherten Sesselpupser-Situation, wie ich z.B., sitzen.
seit/seid

Herr der (Brust-)Ringe III - Die Rückkehr des Präsidenten

de mappes
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Spamferkel
Unter Westfalen hat geschrieben:
Flache9 hat geschrieben:
Unter Westfalen hat geschrieben:
In ein Pflegeheim in Emsdetten ist das Virus unwissentlich durch eine Pflegerin eingebracht worden. Ein Patient ist gestorben. Weitere werden mit großer Wahrscheinlichkeit folgen.


Das macht es nicht besser oder schlechter. Man sollte das nicht gegeneinander aufwiegen.


Das war kein gegeneinander Aufwiegen, sondern eine Ergänzung.
So wie die Pflege- und Altersheime mit Masken und Schutzkleidung ausgestattet sind, werden sich die Fälle bald vervielfachen.


und durch die Isolation wird sich leider auch bei vielen der Gesamtzustand verschlechtern und sie sind leichtere Opfer für Viren und Erreger jedweder Art

Leider addieren sich diese Dinge auch in manchen Schienen

nicht gut das alles
Don't criticize what you can't understand

Tifferette
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Grasdaggl
killroy hat geschrieben:finde ich nicht, die Dinge haben eng miteinander zu tun. Wenn man sich aus welchen Gründen auch immer auf die Position verlegt, dass man momentan nicht im Ansatz über Öffnungen der Kontaktrestriktionen sprechen darf ... und das als populistischen Bullshit abtut - dann sollte man auch eine Antwort für diejenigen haben, die nicht in einer abgesicherten Sesselpupser-Situation, wie ich z.B., sitzen.


Keiner hier hat eine Lockerung der Restriktionen als populistischen Bullshit abgetan. Der Kommentar von SCs Schwester zielte auf das Konzept der Herdenimmunität ab. Dieses wurde inzwischen von allen Regierungen, die es mal erwogen haben, verworfen. Weil es nämlich schrecklicher Unsinn ist. Und brandgefährlich.

Eine Lockerung der Restriktionen wird natürlich diskutiert. Und das hat sehr wenig mit Herdenimmunität zu tun (lies doch mal zu Hammer & Dance, da wird das schön erklärt). Sondern in erster Linie mit massenweise Testen und isolieren. Das wird sogar vom Innenministerium vorgeschlagen. Die scheinen ausnahmsweise mal die richtigen Paper gelesen zu haben. Die Frau Kanzlerin hat klargemacht, dass wir JETZT erstmal gar nicht dran denken sollen. Was in zwei bis drei Wochen ist, das wird man sehen.

Du regst Dich aus meiner Sicht über etwas auf, das so gar nicht stattfindet.

Edit: Keine Ahnung, ob es hier schon verlinkt wurde:
(nicht verwechseln mit dem Vorgänger)
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

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killroy
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Granadaseggl
hm, ich definiere den begriff herdenimmunität anders
nicht als: wir stecken uns jetzt alle absichtlich in kürzester zeit an
sondern als etwas, das zwangsläufig eintreten wird, etwas früher oder später
seit/seid

Herr der (Brust-)Ringe III - Die Rückkehr des Präsidenten

Flache9
Eine Herdenimmunität wird so oder so kommen. Die Bevölkerung wird bestimmt nicht bis Februar 2021 warten bis ein Impfstoff auf den Markt kommt. Es kommt nur darauf an die Durchseuchung kontrolliert und in Gruppen durchzuführen. Vorschläge dafür gibt es ja bereits.
Ansonsten lebt die Welt der Entscheidungen mehr auf der Basis der Gruppendynamik. Wer was anderes will wird ja sofort international stigmatisiert. Keiner will sich den Schuh anziehen etwas falsch gemacht zu haben.
Zuletzt geändert von Flache9 am 31. März 2020 10:36, insgesamt 1-mal geändert.

Tifferette
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Grasdaggl
killroy: Genau, deshalb muss man die Ebenen auseinanderhalten, auf denen man gerade spricht. Ist es ein allgemeines Konzept aus der Immunologie/Virologie/wasweißich? Oder ist es eine potentielle Maßnahme gegen das Virus? Die Schwester meinte letzteres, denn dass es Herdenimmunität gibt, steht völlig außer Frage. Auch, dass sie irgendwann mal kommen wird. Aber bitte nicht durch massenhafte Ansteckung mit Toten in den Hunderttausenden allein in Deutschland, sondern durch Impfungen.
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

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Southern Comfort
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Grasdaggl
killroy hat geschrieben:
Tifferette hat geschrieben:@killroy: Herdenimmunität und Abwägung der gesellschaftlichen Folgen der Beschränkungen haben zwar ihre Überschneidungen, spielen aber auf verschiedenen Ebenen. Man kanm die Idee der Herdenimmunität für populistischen Unsinn halten und trotzdem für eine Begrenzung der Einschränkungen sein.

finde ich nicht, die Dinge haben eng miteinander zu tun. Wenn man sich aus welchen Gründen auch immer auf die Position verlegt, dass man momentan nicht im Ansatz über Öffnungen der Kontaktrestriktionen sprechen darf (und die Idee von Frank, Risikogruppen zu quarantänisieren, damit dies eben möglich ist, geht in diese Richtung) - und das als populistischen Bullshit abtut - dann sollte man auch eine Antwort für diejenigen haben, die nicht in einer abgesicherten Sesselpupser-Situation, wie ich z.B., sitzen.


Die "verordnete" Herdenimmunität (und darum geht es ihr) ist eine politische Entscheidung. Die Meinung meiner Schwester kommt aus der medizinischen Ecke, da spielen andere Kategorien eine Rolle. Und die Politik argumentiert da verkürzt, deswegen Bullshit.

Diese Idee der wachsenden Herdenimmunität lehnt meine Schwester auch nicht grundsätzlich ab. Sie sagt lediglich, dass man das nur dann machen sollte, wenn die Systematik besser bekannt ist. Sehr pragmatischer Ansatz: Wenn das tatsächlich zu 1,0 % Toten führt, dann würde das vermutlich sogar genau so stattfinden. Weil es keiner SICHER BESSER weiß, wäre das derzeit reine Zockerei. Sie sagt auch, wenn wir bereits Daten über die Immunisierung der Bevölkerung hätten, könnte man da auch ganz anders drüber nachdenken.

Erneut: Wissenschaftlicher Denkansatz. Politiker sind da leider riskoaffiner. (Ihr Zitat zu BoJos Idee: "Der Trottel! Dieser Trottel!" Und sie hat früher in London gelebt und fand den BoJo irgendwie ganz nett, also im Soinne von ulkig.) Das sind auch Ebenen, die man trennen darf/sollte.

Und darüber hinaus... ist das halt eine Meinung. Zwar von einer diesbezüglich qualifizierten Person, aber da schwingt sich keiner zu irgendwas auf. Der Drosten beschwert sich auch alle zwei Folgen, dass Leute was in ihm sehen, was er nicht ist, oder sein will. (Und nein, ich vergleiche nicht meine Schwester mit Drosten...)

Mein persönlicher Senf: Ich nutze meine Schwester als Infoquelle, weil ich ihr zutraue, eine fachliche Sortierung vorzunehmen und: weil ich ihr vertraue, und da nicht irgendein medialer (mglw. sensationsheischender) Filter drauf liegt. Da kriege ich ne ehrliche Antwort. Sie würde mir sagen, wenn es krasser kommt, oder wenn es milder wird. Ich dachte, ich teile das mal mit Euch.

Ich fände es schön, wenn die Welt mehr Abstand zu einander hält (Schaut mal die Parkplätze von den Baumärkten... Brutal! Lauter Heimwerker...),aber wie bereits oben geschrieben: Ist nicht mein Einfluss! Was ihr daraus macht, ist mir somit nicht egal, aber ich steh hier auch nicht auf der Kanzel.
Bruno Labbadia ist wie ein Aschenbecher in einer Kneipe, die schon vor 20 Jahren hätte abgerissen werden sollen. Du weißt nicht, warum, aber er steht stetig in der Ecke, voller kalter Kippen und mit dem beharrlichen Geruch von verbrannter Vergangenheit.



Tifferette
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Grasdaggl
RKI-Lottozahlen sehen heute ja einigermaßen manierlich aus.

(und ja ich weiß, Aussagekraft und so. Aber immerhin.)
"They may be drinkers, Robin, but they are also human beings."

(Batman)

Frank N Furter
@Herdenimmunität

Der Begriff "Herdenimmunität" hat sich mit der Diskussion über die Masern-Schutzimpfung verbreitet. In der Biologie spricht man von der Populations-Immunität. Aber das ist natürlich Korinthenkackerei, weil im Sprachgebrauch mittlerweile jeder weiß, was gemeint ist.

Die Idee der Herdenimmunität ist natürlich auch nicht "Bullshit", sondern eine wissenschaftliche Theorie. Sie basiert auf der These der Basisreproduktionszahl R0. Aber das wurde ja allerorten jetzt schon so häufig erklärt, dass man es glaube ich nicht mehr quälend ausführen muss...

Bei der aktuellen Krise ist die Frage nach der Herdenimmunität von zentraler Bedeutung. Weil sie eine von überhaupt nur zwei möglichen Mechanismen darstellt, wie die "Corona-Krise" enden kann. Entweder durch die Massenimpfung mit einem wirksamen Impfstoff oder durch ein Absinken der Basisreproduktionszahl R0 unter den Wert von 1. Andere Möglichkeiten existieren nicht (Ja, gut, alle Menschen könnten sich gleichzeitig vor den Zug werfen...).

Wichtig ist ja, dass man bei der Beurteilung politischer Maßnahmen als Bürger jetzt versteht, dass eine simple Kontaktsperre die "Corona-Krise" nicht lösen wird. Immer mehr Menschen verstehen das und fragen natürlich jetzt auch langsam nach, wie es denn dan weitergehen soll. Wie die Krise gelöst werden soll. Leute die das fragen sind auch keine Reichsbürger, Verschwörungstheoretiker oder Nazis. Diese Fragen sind legitim, weil die Maßnahmen zur Kontaktsperre sehr weit in die Grundrechte der Leute eingreifen und unser aller Leben stark beeinträchtigt.

Die jetzigen Maßnahmen der Regierungen (Bund/Land) sind aber nicht nur nicht geeignet die Corona-Krise zu lösen. Nein, der "Hausarrest" hat üble Nebenwirkungen auf Dauer. Man kann nicht einerseits Sars-Cov-2 für großes Übel halten und andererseits die erheblichen Nebenwirkungen der sozialen Isolation herunterspielen.

Die Regierungen müssten uns jetzt langsam mal ihr Konzept vorstellen, wie sie die "Corona-Krise" lösen wollen. Wenn jetzt in Pflegeheimen immer mehr Menschen infiziert werden, sieht man, dass die aktuelle "Lösung" auch von dieser Warte betrachtet nicht der Hit ist. Wenn man das Pflegepersonal nicht ebenfalls isoliert, werden sich immer mehr alte Menschen mit hohem Risiko infizieren, so lange wie eben noch keine Herdenimmunität oder ein Impfstoff existiert. Das ist dann offensichtlich keine kluge Lösung.

Wenn die Regierungen jetzt knapp 3 Wochen vor dem 19.04 sagen, "man könne im Moment nur von Tag zu Tag sehen", dann ist das eigentlich erschütternd! Denn alle Maßnahmen die man nach dem 19.04. beginnen will, müssten jetzt schon vorbereitet werden. Herr Laschet z.B. hat das neulich sehr richtig gesagt und der Kanzlerin klar widersprochen.

killroy
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Granadaseggl
@SC
Mir fehlen immer noch Antworten derjenigen, die gerade maximalen Abstand und bloß kein Reden über Lockerungen propagieren (zum Schutz der Alten und Vorerkrankten) auf diese Fragen:
- Was passiert mit den Kindern aus sozial schwachen Familien, die momentan so gut wie keine Schulbildung mehr bekommen?
- Die Kinder, die normalerweise ihr Frühstück morgens in den Schulen in der Frühbetreuung bekommen, da die Eltern dazu nicht in der Lage sind?
- Die Kinder, die normalerweise jeden Mittag in eine Tagesgruppe gehen, damit Hausaufgaben erledigt werden können und ein einigermaßen abwechslungreicher und kindgerechter Nachmittag stattfinden kann.
- Die Kinder von Eltern, die entweder suchtkrank oder psychisch krank oder beides sind?
- Die Kinder, die zuhause Gewalt erfahren?
- Die Frauen und Männer, die zuhause Gewalt erfahren?
- Die Frauen, die als SPFH-Fachkräfte ihr Auskommen sichern und nun nicht mehr in die Familien gehen können, die sie doch eigentlich unterstützen sollen
- Die Gastronomen - alleine hier in NT weiß ich von mehreren, die das nicht mehr lange überleben.

Wenn man das so maximal wie im Moment auf längere Zeit durchzieht entstehen an alle diesen Stellen enorme Folgeschäden.

Ich habe so ein klein wenig den Eindruch, Corona gesellschaftlich gerade sehr mittelschichtsorientiert diskutiert wird und wir den armen und sozial schwachen Teil unserer Gesellschaft bei aller notwendigen Seucheneindämmung ein klein wenig vergessen.

https://www.sueddeutsche.de/politik/cor ... -1.4862361
Bsp aus Indien: ums hart zu sagen, am Ende dürfte es den Wanderarbeitern scheißegal sein, woran sie sterben.
Zuletzt geändert von killroy am 31. März 2020 12:06, insgesamt 1-mal geändert.
seit/seid

Herr der (Brust-)Ringe III - Die Rückkehr des Präsidenten

Frank N Furter
Danke, killroy, das sind alles sehr wichtige Fragen.

killroy hat geschrieben:Ich habe so ein klein wenig den Eindruch, Corona gesellschaftlich gerade sehr mittelschichtsorientiert diskutiert wird und wir den armen und sozial schwachen Teil unserer Gesellschaft bei aller notwendigen Seucheneindämmung ein klein wenig vergessen.


:nod:


knaust
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Lombaseggl
RedBlues hat geschrieben:Ich bin in Sachen Medizin und Viren überhaupt nicht bewandert, was ich mir einbilde ist, dass ich Statistiken lesen kann.

Nun habe ich aber ein gehöriges Problem, ich weiß nicht wie man sinnvoll Todesfälle durch Corvid 19 zählen soll. Werfen wir jeden Verstorbenen in dem Covid Topf? Es ist unheimlich schwierig da eine Definition zu finden die danach vernünftige Ergebnisse bietet die man ordentlich statistisch aufbereiten kann.



Eigentlich ist es gar nicht so schwierig. Man braucht aber Informationen zu den Personen, die während einer Corona Infektion verstorben sind, d.h. demographische Daten (Alter, Geschlecht usw.), Begleit- bzw. Vorerkrankungen, Vormedikation.

Für die Risikobewertung von Covid-19 ist es auch nicht unbedingt sinnvoll bestimmte Personengruppen, wie Personen, die während einer Corona Infektion an einer scheinbar anderen Ursache verstorben sind, auszuklammern.
Warum ist das so? Es kann sein, dass eine Infektion mit Covid-19 nicht nur direkte Krankheitsfolgen wie z.B. eine Lungenentzündung hervorruft, sondern auch das Auftreten von Krankheitsbildern, die man gar nicht unbedingt mit dem Virus in Verbindung bringt, begünstigen kann, wie z.B. Herzinfarkte. Betrachtet man nun ausschließlich die Todesfälle, die an einer viralen Lungenentzündung verstorben sind, besteht die Gefahr, dass man die Todesfälle, die indirekt durch Covid-19 ausgelöst wurden, übersieht und die Gefahr unterschätzt.

Es ist also nicht damit getan, die Statistik zu "lesen", sondern man muss so viele Informationen wie möglich sammeln, damit man ein differenziertes Bild erhält. D.h. nicht nur die Zahl der verstorbenen oder infizierten Patienten ist wichtig, sondern man sollte möglichst alle Zahlen betrachten (Infektionen, Todesfälle, stationär behandelte Patienten, intensivmedizinisch behandelte Patienten, intubierte Patienten).

Ich hoffe es ist mir gelungen, meinen Punkt halbwegs klar zu formulieren.


Frank N Furter
Tamasi hat geschrieben:Wie kommst du darauf, allen Abstand-haltenden Menschen in der Bäckerschlange - und anderen so „vielen Menschen“, dass es für dich maßgeblich ist - eine solche Angst zu unterstellen? Ich halte dagegen: Die meisten machen das eher aus Respekt & Rücksichtnahme. Viele, weil sie das große Ganze im Blick haben (und ihren Teil zur verlangsamten Ausbreitung beitragen wollen). Viele vielleicht nur grummelig & aus Gruppendruck. Die Angst ist da nicht so stark vertreten wie du befürchtest.


Lieber Tamasi,
ja, da ist sehr viel Respekt und Rücksichtsmaßnahme dabei. Auch Konformismus, positiver, weil niemand negativ auffallen will. Und nein, ich habe dazu auch keine "exakten" Umfrageergebnisse*

Leute mit Angst, also irrationaler Angst vor Corona, sehe ich jeden Tag. Patienten fragen uns hier die merkwürdigsten Fragen. Wahllos herausgegriffen jetzt: gestern fragte ich eine Patientin (Mitte 20), warum sie nicht reinkomme. Antwort: sie traue sich nicht die Türklinke anzufassen... Die Bäckereiverkäuferin wurde letzte Woche hysterisch, weil drei Bauarbeiter auf einmal reinkamen und frühstücken wollten (sie sollten nacheinander kommen und getrennt frühstücken)....

...aber ich will eigentlich gerade keine Einzelbeispiele aufführen. Ich denke, dass sich in der Gesamtbevölkerung mittelerweile eine tiefe, irrationale Angst über Corona verbreitet hat. Keine Todesangst, also die Amplitude halte auch ich für mäßig. Es hat eher etwas verkrampftes, Hilfloses. Man will "es" auf keinen Fall bekommen, also nie. Dabei wird man es 100% bekommen oder vorher sterben. Man kommt um Corona nicht herum. Ich nicht und Du auch nicht. Das einzige was Du versuchen kannst, ist Dich 15 Monate lang abzuschotten, bis vielleicht die Impfung da ist. Aber sobald die Schule wiederbeginnt, werden Deine Kinder und dann Du und Deine Frau Corona sehr schnell haben. Und danach wirst Du froh sein, dass die Scheiße endlich vorbei ist. Dann erst wirst Du wirklich spüren und auch ermessen können, wie viel "innere Verkrampfung" von Dir abfällt.

Und weil ich Dich mag, drängt es mich Dir zu sagen: lass es geschehen, hab keine Angst, versuche nicht Dinge im Leben zu kontrollieren, die ein Mensch nicht kontrollieren kann. Wenn Dir das alles schon klar ist: super: mach sie platt! :prost:

*Und selbst wenn es solche gäbe, würden sie die komplexe, vorsprachliche Emotion Angst des Individuums nicht annäherungsweise vollständig abbilden. Die unterschiedlichen Formen der inneren Unruhe und Rastlosigkeit, die wir selbst kaum bemerken und häufig selbst nicht wissen, warum wir so „komisch drauf“ sind. Die unruhigen Nächte, die vergessenen Träume, die leichten Verstimmungen tagsüber, die negierten Gedanken, unterdrückten Gefühle, dass Wegsehen, wenn einen die Zukunft anschaut. Das Vermeiden von Sicherheit und Planung und Vorfreude… Aber das ist eigentlich fast schon ein anderes Thema.... :mrgreen:

Frank N Furter
knaust hat geschrieben:Ich hoffe es ist mir gelungen, meinen Punkt halbwegs klar zu formulieren.


Absolut. Es wird klar, dass wir letztlich niemals die "korrekte" Zahl der Toten kennen werden.

Die falsch-negativen RT-PCR-Resultate machen ebenfalls noch einen Impact, den man noch kaum beurteilen kann. Es muss sich dabei aber um ein signifikanteres Problem handeln. Ich habe hier vier Kolleginnen aus der Psychatrie die wurden jeweils 2x negativ getestet. Weil aber ihre Symptome so eindeutig waren, hat man ein Lungen-CT gemacht. Da wars dann eindeutig.

Sars-Cov-2 scheint bei etlichen Patienten nur etwa 4-7 Tage im Rachen nachweisbar zu sein, danach ist es entweder verschunden oder in der Lunge. Vermutlich wurden auch in Deutschland anfangs sehr viele Menschen negativ getestet, die positiv waren und das Virus weiter verbreitet haben. Das bedeutet aber auch, dass man tunlichst nicht alle Hoffnungen für eine gute Strategie alleine auf den PCR-Test setzen darf.

Generell, wenn jetzt immer von den "Erfolgsgeheimnissen" in Singapur oder Südkorea gesprochen wird, verbunden mit der Losung "testen, testen, testen": Testen reicht ja nicht, man muss dann die Kapazitäten haben auch mögliche Kontakte nachzuverfolgen. Selbst wenn man das Handy-Tracking jetzt erlaubt, auch das wird ab einer bestimmten Anzahl von Fällen unglaublich aufwendig. Es ist ja nicht mit dem "Tracking" getan. Du muss die Leute aufsuchen, wiederum testen und dann ggf. deren Kontakte suchen. Wenn dann noch falsch-negative Tests eine Rolle spielen....

killroy
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Granadaseggl
Sars-Cov-2 scheint bei etlichen Patienten nur etwa 4-7 Tage im Rachen nachweisbar zu sein, danach ist es entweder verschunden oder in der Lunge.

sowas in der Art hat ja Drosten in seinem Podcast letzte Woche auch gesagt. Und er hat auch eindrücklich beschrieben, wie man ganz leicht falsche Testergebnisse herausbringt, wenn man en Abstrich nicht perfekt setzt - an der Stelle, an der es wohl sehr schmerzhaft sein soll.
seit/seid

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Unter Westfalen
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Grasdaggl
Gibt es eigentlich Untersuchungen darüber, welchen Einfluss die Herdenimmunisierung auf die Mutationsquote des Virus hat?

Kann man das, was sich in den USA und möglicherweise auch in UK anbahnt, als unfreiwillige Herdenimmunisierung bezeichnen?
Für eine freie und selbstbestimmte Ukraine.

Frank N Furter
Unter Westfalen hat geschrieben:Gibt es eigentlich Untersuchungen darüber, welchen Einfluss die Herdenimmunisierung auf die Mutationsquote des Virus hat?


Das nicht. Aber Drosten hat das Thema Mutation auch ganz, ganz hervorragend in ein einer seiner Sendungen erklärt. Das wichtigste in Kürze zusammengefasst. Die Dinger mutieren laufend. Je nach Ausbruchsgeschehen und Ort unterscheidet man Kladen. Neue Viren mutieren selten bis nie Richtung höhere Tödlichkeit, sondern fast immer Richtung höhere Übertragbarkeit. Die Evolution mag keine toten Wirte, aber sie mag rasante Ausbreitung.

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Frage, weshalb dann mutmaßlich die Spanische Grippe in einer zweiten Welle, mit einer neuen Mutation tödlicher wurde. Entweder das ist eben auch nur eine Urban Legend, oder die eine Ausnahme die dazu da ist die Regel zu bestätigen.

Aber auch hier: bange machen gilt nicht. Corona-Viren haben einen anderen RNA-Aufbau und sind grundsätzlich nicht so mutagen wie Influenza-Viren. Auch die erworbene Immunität gegen Sars-Cov-Viren hällt länger als bei Influenza-Viren.

Unter Westfalen hat geschrieben:Kann man das, was sich in den USA und möglicherweise auch in UK anbahnt, als unfreiwillige Herdenimmunisierung bezeichnen?


Ja. Auch das was in Deutschland passiert kann man so bezeichnen. Jedenfalls, wenn man sich trumpscher Gedankenhorizonte bemächtigt. Aber man muss es natürlich nicht. :mrgreen: ....

Frank N Furter
killroy hat geschrieben:
Sars-Cov-2 scheint bei etlichen Patienten nur etwa 4-7 Tage im Rachen nachweisbar zu sein, danach ist es entweder verschunden oder in der Lunge.

sowas in der Art hat ja Drosten in seinem Podcast letzte Woche auch gesagt. Und er hat auch eindrücklich beschrieben, wie man ganz leicht falsche Testergebnisse herausbringt, wenn man en Abstrich nicht perfekt setzt - an der Stelle, an der es wohl sehr schmerzhaft sein soll.


...vorallem kapiere ich die Zweckmäßigkeit von Nasenabstrichen noch nicht wirklich, wenn doch die Nasenschleimhaut so gut wie nie betroffen ist, weil die allermeisten Patienten halt gar keinen Fließschnupfen entwickeln....?

Angeblich hat man frühestens zwei Tage nach der Ansteckung erste Symptome (manche aber deutlich später oder gar keine). Wenn man da "irgendeinen " Rachenabstrich macht... da muss man nicht in die Tiefe, funktioniert die RT-PCR fantastisch. So ab etwa einer Woche nach Ansteckung haben allerdings die ersten Patienten kaum noch Virus im Rachen. Also ist der PCR-Test weniger eine Frage der handwerklichen Begabung im "Rachenausstreichen" als eine Frage der Wahl des richtigen Zeitpunkts.

killroy
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Granadaseggl
Drosten meinet auch, dass man mit Beginn der Symptomatik u.U. gar nicht mehr bzw. bereits abklingend infektiös ist. Dann wäre das mit dem Testen nochmal schwieriger einzuordnen.
seit/seid

Herr der (Brust-)Ringe III - Die Rückkehr des Präsidenten

Flache9
Ich halte diese Testverfahren und die Datenauswertung für ungenügend, solange auch andere Daten nicht veröffentlicht werden.

Welche Zahlen haben wir ?

1. Die Anzahl der Toten.
a) Wir wissen nicht bei jedem Patienten ob sie an an den folgen von Covid19 verstorben sind
b) Den Virus nach dem Tod festzustellen sagt nichts über die Todesursache aus-

2. Die Zahl der Infizierten
a) Das RKI zählt alle Patienten mit Symptome dazu, auch ohne Test
b) Sobald eine Person meldet, das er zu jemanden Kontakt hatte der Covid19 positiv war
c) Die Anzahl die positiv getestet worden sind.

Wie viele Personen wurden bisher überhaupt getestet ?

Mir geht es nicht darum ob gut oder schlecht. Aber mir persönlich fehlen Daten um mir ein Bild zu machen. Ob alles veröffentlicht wird oder wurde, weiss ich nicht.
Ich denke das die Regierung weiss was sie tut. Aber mit den aktuellen veröffentlichten Zahlen bleibt viel Raum für Spekulationen und Verschwörungstheorien.